BayernInvest | Brief des Chief Investment Officers

Juni/Juli 2024

Zögerliche Zinssenkungen eröffnen Volatilität über den Sommer

  • Wirtschaftsdynamik im Zuge des Soft-Landing-Basisszenarios weiterhin unterdurchschnittlich
  • Zentralbanken leiten geldpolitische Trendwende nur zögerlich ein
  • Geopolitische Unsicherheiten bleiben im Superwahljahr weiter bestehen
  • Asset Allokation mit leicht defensiver Grundausrichtung und Fokus auf Wachstumsunternehmen
  • Chancen bei Unternehmensanleihen, Schwellenländern, kurzfristigen Kassainvestments und optionalen Absicherungsstrategien sowie ausgewählten Alternativen Anlagen


Das zweite Quartal 2024 bestätigt den guten Jahresauftakt hinsichtlich der Entwicklung am US-Aktienmarkt. Weiterhin getrieben durch die großen Technologiewerte, konnte der S&P 500 nach zwischenzeitlicher Korrektur im April weiter zulegen. Besonders hervorzuheben sind die „Magnificent 7“, da hier Nvidia zwischenzeitlich Microsoft als größtes Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von über 3300 Mrd. USD ablöste. Die europäischen Aktien bewegten sich per Saldo im zweiten Quartal seitwärts bzw. verloren leicht. Am Anleihenmarkt engten sich die Spreads für Unternehmensanleihen weiter ein. Renditen auf Staatsanleihen bewegten sich größtenteils seitwärts, mit leichten Ausreißern nach oben und einer Diskrepanz zwischen deutschen Staatsanleihen und den US-Papieren.

Hintergrund ist natürlich die erste Zinssenkung der EZB im Juni, welche bereits frühzeitig von den europäischen Währungshütern höchstselbst angekündigt wurde. Die Nachwehen der Europawahl, in Form der ausgerufenen Neuwahlen des französischen Parlaments, führten am aktuellen Rand zu Verwerfungen am europäischen Kapitalmarkt.

Für den weiteren Jahresverlauf sollte sich der Wahlkampffokus halten, aber mittelfristig wieder Richtung US-Wahl verschieben und die Volatilitäten ebenso treiben wie weitere bestimmende Kapitalmarktfaktoren, die Inflationsentwicklung und damit verbunden die Entscheidungen der Notenbanken. Wie man das Portfolio bestmöglich durch solch unsichere Zeiten manövriert, zeigen wir Ihnen im folgenden Newsletter.



Das zweite Quartal war zu Beginn geprägt von geopolitischen Risiken, die ihren Höhepunkt in den gegenseitigen Vergeltungsschlägen von Israel und dem Iran fanden. Hinzu kamen anhaltend höher als erwartete Inflationsraten in den USA und damit einhergehende rückläufige Zinssenkungserwartungen für das laufende Jahr – sowie erste geldpolitische Maßnahmen der Zentralbanken in den Developed Markets. Die Zinssenkung der EZB war hier sicherlich die am wenigsten überraschende, war sie doch bereits seit mehreren Wochen von der Notenbank so kommuniziert worden, aber für den Markt auch die relevanteste. Die EZB macht klar, dass sie datenabhängig bleibt und angesichts der höher als erwarteten Inflation im Mai versucht, die Erwartungshaltung in Bezug auf rasche Zinssenkungen zu dämpfen. Die höheren Inflationszahlen kamen argumentativ aber zur Unzeit, durch das frühe Commitment wollte man auch die sich zuletzt stabilisierende Wirtschaft in der Eurozone weiter stützen, zuletzt hatten die Einkaufsmanagerindizes etwas Boden gut gemacht. Nun muss die EZB auf weitere Datenpunkte über den Sommer hinaus warten. Die wichtigsten Einflussfaktoren für die Inflationsentwicklung, wie das Lohnwachstum und auch die Energiepreise, sollten sich weiter entspannen. Ersteres läuft gemessen an den Indeed Wage Tracker-Zahlen langsam Richtung Zielkorridor von 3-3,5% Lohnwachstum zurück und auch der Ölpreis hatte sich zuletzt wieder von den Höchstständen im April wegbewegt. Grund hierfür sind hohe Lagerbestände in den USA bei gleichzeitig hoher Produktion und zögerlicher Nachfrage sowie eine Entspannung der geopolitischen Lage im roten Meer. Zum anderen muss die EZB aber auch mit einem Auge Richtung Fed schielen, wenn man nicht zu weit vorneweg laufen und die Zinsdifferenz zu groß werden lassen möchte. Hierfür hatten sich auch zuletzt einige EZB-Ratsmitglieder ausgesprochen, denn in den USA erweckt es weiterhin wenig den Anschein, dass die Fed abrupt handeln müsse. Zwar lagen die BIP-Wachstumsraten für das erste Quartal unter den Erwartungen, diesen Trend bestätigen die PMIs für das verarbeitende Gewerbe und auch die Konsumentinnen und Konsumenten halten sich gemessen an den Einzelhandelsumsätzen verstärkt zurück.



Allerdings überwiegen die hartnäckige Kerninflation und die Sorge vor anhaltend erhöhten Inflationsraten, da sich der Arbeitsmarkt weiterhin auch nur graduell abschwächt, sodass die Fed noch keinen Handlungsbedarf sieht. Sofern also die EZ-Inflationszahlen sich als einmaliger Ausrutscher nach oben erweisen und die Fed demgegenüber weitere Datenpunkte analog zu den CPI-Zahlen vom Mai zu Gesicht bekommt, kann von weiteren moderaten Zinssenkungen in der zweiten Jahreshälfte ausgegangen werden. Für die Fed würden sich hier September und Dezember anbieten, die EZB könnte dann zu Beginn des vierten Quartals ebenfalls tätig werden.

Neben den weiterhin nicht zu unterschätzenden geopolitischen Risiken, dem Tanz auf der Rasierklinge der Zentralbanken und der US-Präsidentschaftswahl haben auch die europäischen Parlamentswahlen ihre Spuren hinterlassen. Der Rechtsruck, welcher von den meisten Mitgliedsstaaten getragen wurde, führt zu Schwierigkeiten in der Regierungsbildung und voraussichtlich zu anhaltenden Koalitionsverhandlungen. Auch Projekte der nachhaltigen Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft stehen bei erhöhtem Stimmenanteil rechter Parteien auf dem Prüfstand. Die Frage wird sein, wie lange die EU bei der Regierungsbildung benötigt, um sich den Herausforderungen innerhalb Europas zu widmen, aber auch die Auswirkungen der US-Wahl mit in ihr Handeln aufzunehmen.

Erste direkte Konsequenzen der Europawahl mündeten in der Auflösung des französischen Parlaments am Abend der Wahl. Die Entscheidung von Präsident Emmanuel Macron wirkt gewagt, da die Gefahr, dass die rechtsnationale Partei „Rassemblement National“ die Wahl am 30.06.2024 gewinnt, mehr als real ist. Die ehemalige Parteichefin Marine Le Pen hatte aber angekündigt, im Falle eines Wahlsieges nicht auf die Absetzung von Macron zu bestehen. Der Kapitalmarkt reagierte in der Woche nach der Wahl empfindlich. Europäische Aktien gaben auf breiter Front ab, Spreads auf französische Staatsanleihen weiteten sich deutlich aus – und das alles in einer Zeit, in der S&P Anfang Juni das Rating von Frankreich auf „AA-“ herabgesetzt hatte und die Staatsschuldenquote gemessen am BIP mittlerweile bei über 110% liegt. Die Vorzeichen stehen also denkbar schlecht für die zweitgrößte Volkswirtschaft in der Eurozone. Eine handlungsunfähige Regierung für die verbleibenden zwei Jahre von Macrons Amtszeit würde hier nicht helfen.

Wessen Amtszeit in den USA ab Januar 2025 beginnt oder fortgesetzt wird, ist das zentrale politische Thema der zweiten Jahreshälfte. Zuletzt hatte Präsident Joe Biden von der Verurteilung seines Vorgängers Donald Trump profitiert. Dieser schafft es aber weiterhin, sich in den Swing States zu behaupten. Der Wahlkampf geht in die heiße Phase und mit dem ersten Live-TV-Duell am 27.06.2024 wird sich die Welt ein Bild machen können, wer im direkten Aufeinandertreffen die schlagkräftigeren Argumente hat, wie die wichtigen Themen, wie zum Beispiel das ausufernde Haushaltsdefizit, der wirtschaftliche Schlagabtausch mit China und die Migrationspolitik, zukünftig angegangen werden sollen.

Im Zuge der starken Aktienmarkt-Performance sind die Aussichten aktuell zum Teil unattraktiv und sprechen für eine Konsolidierung über den Sommer hinweg.  Wir belassen unsere Aktiengewichtung daher bei „Neutral“. Den US-Aktienblock belassen wir in unserer aktuellen Allokations-Empfehlung auf „Neutral“ und empfehlen weiterhin einen Fokus auf Wachstumsaktien. Betrachtet man die Einkommensrenditen, so liegt die Dividenden-Rendite unter den Renditen für Anleihen. Deshalb favorisieren wir auch Anleihen und Unternehmensanleihen gegenüber Aktien.



Aktien bleiben eine selektiv interessante Anlageklasse. Ein Trend, der sich weiter fortsetzt, ist der Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI). Besonders im Bereich Datacenter ist die massive Investitionswelle angekommen. Allein im Jahr 2023 wurden von den Großen 5 (Amazon, Google, Oracle, Microsoft und META) fast 200 Mrd. USD in Rechenzentren investiert (siehe Grafik). Branchenforschungsinstitute gehen davon aus, dass dieses gut zweistellige Wachstum anhalten wird, um die massive Nachfrage nach KI-Lösungen mit ausreichend Rechenleistung zu unterlegen. Mit diesem Rechenleistungshunger geht auch eine massive Zunahme des Energieverbrauchs einher, was die Anbieter vor Herausforderungen stellt. Neben dem gestiegenen Energiebedarf stellt sich für viele Arbeitsprozesse, die durch den Einsatz von KI verbessert werden, die Wirtschaftlichkeitsfrage. So kam eine kürzlich erschienene Studie von M.S., Svanberg, W. Li, M. Fleming, B. C. Goehring, und N. C. Thompson (2023) „Beyond AI“ zu dem Ergebnis, dass 36% der Arbeitsprozesse bzw. Jobs durch KI stark vereinfacht werden können, jedoch nur 8% dieser Prozesse in ihrer Umsetzung mit KI wirtschaftlich sind. Diese Analyse zeigt, dass es zwar möglich ist, mit KI die Effizienzen voranzubringen, jedoch die Erwartungen, dass KI die Arbeitsproduktivität massiv steigert und anschiebt ggf. zu hoch und überzogen sind.

Aus diesem Grund macht es Sinn, sich auf die Wachstumsunternehmen zu konzentrieren, bei denen die Monetarisierung von und mit KI bereits ersichtlich ist, wie das Rechenzentrum eindrucksvoll beweist. Insofern bleiben Aktien selektiv interessant, sind aber in einigen Regionen und Segmenten hoch bewertet und zu gut gelaufen als Anlageklasse. Dies ist auch der Grund, warum temporäre Absicherungen über den Sommer bei den aktuell attraktiven Volatilitäten Sinn machen können.



In unserem weiterhin gültigen Soft-Landing-Szenario profieren vor allem Anleihen. Es spricht nach wie vor viel dafür, Unternehmens- und Staatsanleihen überzugewichten. Obgleich wir erste Gewinne vor allem im Schwellenländer-Unternehmensanleihen-Bereich mitgenommen haben und somit wieder mehr Kassa-Bestände halten, bleibt der „Carry“, also der Spread- Aufschlag, den Unternehmensanleihen bieten, weiterhin attraktiv. Die Spreads sind zwar weiter zusammengelaufen und die Spread-Niveaus sind aktuell leicht unter dem 10-jährigen Median, jedoch ist noch genug Raum für weitere Einengungen – besonders im Investment-Grade-Segment.

Wir haben den Rückgang der Renditen im zweiten Quartal genutzt, um unsere Durations-Verlängerung mit Gewinn zu neutralisieren. Im Zuge der Portfolioanpassung haben wir somit unsere Durations-Empfehlung von „Einfach Übergewichten“ zurück auf „Neutral“ gestuft. Wir gehen davon aus, dass sich 10-jährige Bundesanleihen von ihren Renditeniveaus bei aktuell 2,4% gen Jahresende auf die 2,0% zubewegen werden, jedoch über den Sommer in einer Bandbreite verharren werden. Ähnlich erwarten wir, dass sich 10-jährige US-Staatsanleihen gen 4,0% bis zum Jahresende entwickeln sollten. Da wir hier jedoch ebenfalls von 4,7% sehr schnell auf 4,2% im zweiten Quartal zurückgefallen sind, machte es aus unserer Sicht Sinn, Gewinne mitzunehmen. Insofern ist es wichtig, dass Investoren sich in ihren Portfolios auf die möglichen Schwankungen vorbereiten, da der Zinssenkungszyklus zwar begonnen hat, jedoch weiterhin sehr zögerlich vonstattengeht, solange die Disinflation sich verlangsamt. Im Zuge der Gewinnmitnahmen haben wir die Kassabestände von „Untergewichten“ auf „Übergewichten“ erhöht, um bei steigenden Renditen erneut Positionen antizyklisch in unserer Bandbreiten-Erwartung zuzukaufen. Bis dahin bleiben wir bei mittleren Laufzeiten investiert.

Das Segment Alternative Anlagen haben wir auf „Neutral“ belassen und empfehlen ausdrücklich, diesen Block sehr selektiv mit Fokus auf einzelne Themen und Trends zu halten. Wir sehen für den Verlauf des zweiten Halbjahres nur noch limitiertes Potenzial für Gold und Infrastruktur. Gold ist eine unserer strategischen Beimischungen, die wir jedoch basierend auf der starken Performance von „Übergewichten“ auf „Neutral“ zurückgestuft haben, um Gewinne mitzunehmen. In Erwartung einer Konsolidierung warten wir auf attraktivere Niveaus für eine Erhöhung der Beimischung.  

Thematisch macht es somit Sinn, Trends und Investitionsthemen im Bereich „Künstliche Intelligenz“ über Wachstumsaktien sowie nachhaltige Infrastruktur-Investments und in Energieeffizienz-Investments weiter beizumischen. Wir rechnen in unserem Basisszenario eines Soft-Landings mit einer positiven Renditeentwicklung, sehen jedoch vor allem qualitativ hochwertige Staats- und Unternehmensanleihen als idealen Building-Block für Multi-Asset-Strategien, gepaart mit strukturell substanzstarken nachhaltigen Aktien, welche vom klimafreundlichen Umbau der Gesamtwirtschaft profitieren. Alternative Anlagen und eine starke Kassaquote vervollständigen unsere Allokation, denn gerade durch Assets gestützte Alternative Anlagen im Infrastruktur-Segment und Commodities wie Gold helfen, das Portfolio zu stabilisieren. Ferner unterstützten unsere aktuell hohe Kassaquoten, um von den zu erwartenden Volatilitäten über den Sommer antizyklisch zu profitieren, sobald sich Opportunitäten bilden.


Zusammenfassend erwarten wir für das zweite Halbjahr 2024 folgende Entwicklungen und Trends:

  • Die Zentralbanken werden zögerlich Zinssenkungen fortsetzen und teils in das Jahr 2025 verlagern.
  • Die Wirtschaftsdynamik bleibt im Zuge des Soft-Landing-Basisszenarios unterdurchschnittlich und wird begeitet von erhöhter Unsicherheit und einem Schwanken zwischen Soft-Landing und einem möglichen Hard-Landing.
  • Die langfristigen Zinsen bewegen sich in einer Bandbreite mit einer leichten Tendenz zögerlich nach unten und Spreadprodukte profitieren.
  • Geopolitisch bleibt die globale Lage unsicher und weiter angespannt.
  • Für die Kapitalmärkte bedeutet dies, dass die Zinsen und die Credit-Spreads attraktive Niveaus bzw. eine gute Ertragsbasis darstellen. Mit diesen Zinsniveaus werden Investorinnen und Investoren für die eingegangenen Risiken überkompensiert und besonders mittlere Laufzeiten bei erstklassigen hochwertigen Anleihen sollten übergewichtet werden.
  • Aktien bleiben ein fester Bestandteil der Anlage und sollten neutral allokiert werden, mit einer Präferenz für nachhaltige Substanzaktien, welche mit starkem Wachstum aufwarten können. Das Gewinnwachstum sollte in den USA im hohen einstelligen und in Europa im niedrigen einstelligen Prozentbereich im Vergleich zum Vorjahr liegen. Dies stützt unsere Präferenz für US-Aktien und eine Beimischung von Schwellenländeraktien, welche ebenfalls günstig bewertet sind und ein Gewinnwachstum von gut 10% mit sich bringen könnten.
  • Nachhaltigkeit bleibt ein Investitionstrend, der die Dekarbonisierung bzw. den klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft vorantreibt, wenn auch zögerlicher.
  • Für unsere Kundenportfolios empfehlen wir über den Sommer eine leicht defensive Risikostruktur im Vergleich zur Benchmark, um sich anschließend antizyklisch gen Herbst neu zu positionieren. Der Fokus bleibt auf qualitativ erstklassigen Anleihen und Substanz-Aktien mit US-Bias, unter selektiver Beimischung von Schwellenländern, sicherheitsorientierten Anlagesegmenten wie Staatsanleihen, Gold und einer hohen Kassaquote, um antizyklisch Opportunitäten nutzen zu können. Unsere Duration ist nun dementsprechend im mittleren Bereich.


Veränderungen an den Kapitalmärkten werden situativ und fortlaufend im BayernInvest Investmentansatz berücksichtigt. Im Kern unseres Ansatzes streben wir eine solide Rendite, mit Fokus auf nachhaltige robuste Substanzanlagen an.

Im Zuge der aktiven Bewirtschaftung unserer robusten Kernstrategie im Portfolio haben wir unseren Schwellenländeranleihen-Block neu ausgerichtet. Da die Spreads der Schwellenländer-Unternehmensanleihen deutlich enger gegangen sind im Laufe des ersten Halbjahres, haben wir uns entschieden, die gute Performance für eine vollständige Gewinnmitnahme zu nutzen. Ein Teil des Ertrages haben wir hierbei in Schwellenländer-Staatsanleihen reinvestiert. Durch diese Umschichtung ist die Ertragskraft über die deutlich höheren Coupon-Erträge der Schwellenländer-Staatsanleihen gestärkt worden. Ferner profitiert unser Portfolio, welches neben robusten Einkommen über diese Coupons verfügt, auch von den Zinssenkungen der Zentralbanken in den Schwellenländern. In Folge der Adjustierung haben wir den Schwellenländeranleihen-Block von „Übergewichten“ auf „Neutral“ zurückgestuft und empfehlen nunmehr ausschließlich Schwellenländer-Staatsanleihen. Die hierbei aufgebaute Kassaquote trägt im Übrigen durch die attraktive Verzinsung gerade im USD-Raum ebenfalls zur Ertragskraft des Portfolios bei.  

Unser Anlageansatz wird zudem über aktives Opportunitätsmanagement in Form einer aktiven, antizyklischen Taktischen Asset Allokation ergänzt. So haben wir in unseren Portfolios vor diesem Hintergrund unsere Aktienquote aktiv erfolgreich bewirtschaftet. Im Zuge dessen haben wir die Situation einer sehr tiefen Volatilität am Aktienmarkt genutzt, um Put-Optionen auf dem europäischen Aktienmarkt zu erwerben. Ferner haben wir uns entschlossen, unser Exposure in Gold zu halbieren. Der Gold-Preis ist im zweiten Quartal stark gestiegen und hat zur Performance unserer Hausstrategie positiv beigetragen. Wir nehmen dementsprechend Gewinne mit und warten für den möglichen Wiederaufbau auf eine Konsolidierung, welche über den Sommer aufgrund der stark positiven Performance ggf. zu besseren Einstiegsniveaus führen kann. Im Zuge der Gewinnmitnahmen im Anleihen- und Alternatives- Segment haben wir eine signifikante Kassa-Position aufgebaut. Die Liquiditätsempfehlung haben wir dementsprechend von „Einfach Untergewichten“ auf „Übergewichten“ erhöht, um in Erwartung steigender Volatilitäten über den Sommer bestmöglich antizyklisch Opportunitäten wahrnehmen zu können, wenn diese eintreten. Ferner haben wir die Duration von „Einfach Übergewichen“ auf „Neutral“ gesenkt. Seit der strategischen Erhöhung Anfang des Jahres sind die Renditen vor allem in den USA gut zurückgegangen und hatten zwischenzeitlich fast unser Jahresziel erreicht. Wir haben somit erste Gewinne taktisch mitgenommen, in Erwartung einer Konsolidierung durch das zögerliche Handeln der Zentralbanken. Ferner sind wir in der von uns über den Sommer zu erwartenden Bandbreite am unteren Ende angekommen und sollten über den Sommer eine Konsolidierung ans obere Ende der Bandbreite sehen. Dies hat uns auch veranlasst, über den Sommer stärker vom Carry unserer Spreadprodukte profitieren zu können, da dies aktuell attraktiver als eine verlängerte Duration erscheint. 

Da wir mit unserem Anlageansatz auch aktives Risikomanagement betreiben, die Erwartungen am Kapitalmarkt ständig hinterfragen und unsere Sensitivitäten dementsprechend kontinuierlich überprüfen, haben wir uns im Zuge der zunehmend stärkeren Zinslast entschlossen, unser Untergewicht in sonstigen Alternativen Anlagen zu verstärken. Die zögerlichen Zinssenkungen der Zentralbanken und die damit einhergehenden weiterhin hohen Zinszahlungen stellen viele alternative Geschäftsmodelle vor Herausforderungen, die risikoseitig eng zu begleiten sind und uns daher weiterhin sehr selektiv auf dieses Segment schauen lassen. Vereinzelt ergeben sich Opportunitäten, welche jedoch durch die teils geringe Transaktionstätigkeit in diesem Segment sehr selten sind.

Wir versuchen dementsprechend – über alle drei Säulen des BayernInvest Investmentansatzes unserer ausgewogenen nachhaltigen Substanz-Strategie – eine attraktive Rendite für unsere Kundinnen und Kunden zu generieren. Durch die letzten Veränderungen ist das Multi-Asset-Portfolio ertragsstärker und widerstandsfähiger geworden und hat eine leicht defensiv ausgewogenere Risikostruktur.


Fazit

Unserer Ansicht nach lohnt es sich, für den weiteren Verlauf das Jahres 2024 weiter auf nachhaltige Substanzwerte mit einem Wachstumsbias zu setzen, denn diese Qualitätstitel im Anleihen- und Aktiensegment werden es unseren Anlegerinnen und Anlegern ermöglichen, sich bestmöglich auf die Unwägbarkeiten für 2024 einzustellen. Bei zögerlich fallenden Zinssätzen werden Anleihen attraktive Zins- und Kapitalzuwächse bieten. Substanzstarke Wachstumsaktien werden über ihre Dividendenrendite und vor allem über ihr Gewinnwachstum Potenziale bieten, die ihre Kursgewinne vorantreiben. Gerade im Segment „Künstliche Intelligenz“ wird dies überdurchschnittlich der Fall sein.

Das Wirtschaftswachstum wird weiter unterdurchschnittlich bleiben, unser Basis-Szenario geht von einem Soft-Landing aus. Die Aktienmarkt-Renditen haben im weiteren Jahresverlauf eingeschränktes Potenzial, bedingt durch die starke Performance im ersten Halbjahr. Nichtsdestotrotz ist die Kombination aus Dividendenrendite, Aktienrückkaufprogrammen und einem sich ggf. beschleunigenden Gewinnwachstum ein möglicher Treiber.

Für unsere Anlagestrategie bedeutet dies, dass wir eine neutrale bis leicht defensive Risikoallokation empfehlen, denn mit unserem Basisszenario wird ein ausgewogenes Portfolio eine mittlere einstellige Rendite erzielen können. Die zu erwartende Volatilität an den Märkten wird im weiteren Verlauf des Jahres 2024 Opportunitäten bieten, die wir bestmöglich antizyklisch ergreifen werden. Hierfür haben wir eine starke Kassaquote verfügbar. Wir werden dementsprechend aktiv und antizyklisch innerhalb unserer verantwortungsvollen nachhaltigen Anlagestrategie agieren, die neben der Integration von ESG-Aspekten über aktives Engagement auch Aspekte des wirkungsorientierten Anlegens einbindet.

Die Hauptrisiken sehen wir im Bereich der Zentralbanken, der Geo- und Makropolitik, gepaart mit Unsicherheiten seitens der abnehmenden, aber gegebenenfalls wieder aufkeimenden Inflationswellen und der damit einhergehenden Veränderungen am Zinsmarkt, welche von zögerlichen Zinssenkungen begleitet werden.

Das volatile Marktumfeld wird bestehen bleiben und sich ggf. über den Sommer intensivieren. Unsere Portfolios sind entsprechend robust ausgerichtet. Somit tragen wir dem aktuellen Umfeld bestmöglich Rechnung. Wir sind risikobewusst investiert und beobachten die Veränderungen sehr genau, um gegebenenfalls antizyklisch zu agieren.






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