Integration der EU-Klimaziele in Corporate-Bond-Strategien
Mit den sogenannten Paris-aligned Benchmarks (PAB) hat die EU-Kommission technische Mindeststandards zur Ausrichtung von Portfolios an den globalen Klimazielen bis 2030 vorgegeben. Bernhard Grünäugl und Nadine Schwarz, BayernInvest, erläutern, wie diese Kriterien bei Investments in Unternehmensanleihen genutzt werden können und welcher Spielraum sich für aktives Management eröffnet.

Um was es in dem Fachartikel in Absolut Impact geht
Investmentansätze mit einem besonderen Fokus auf Klimarisiken stehen in der Finanzbranche im Zentrum bei der Entwicklung neuer Anlageprodukte. Institutionelle Investoren wie Privatanleger stellen sich zunehmend den Risiken, die der Klimawandel und der Übergang zu einer kohlenstoffärmeren Ökonomie bringt bzw. suchen die sich daraus ergebenden Chancen aktiv zu nutzen. Von regulatorischer Seite wird mit Maßnahmen wie der EU-Taxonomie als Standardwerk, erhöhten Transparenzpflichten, dem BaFin-Merkblatt speziell zur Integration von Nachhaltigkeitsthemen in die Risikomodelle und der EU Benchmark-Verordnung in die Finanzintermediation eingegriffen, um den Mechanismus der großen Kapitalströme gezielt umzulenken. Die Richtung ist dabei eindeutig: Es geht um darum, eine hinsichtlich Treibhausgase emissionsärmere und gegenüber Klimaänderungen widerstandsfähigere und nachhaltige Entwicklung zu erreichen.
Die Erfahrung der letzten Quartale hat bereits gezeigt, dass klimafreundliche Investitionslösungen häufig sogar eine bessere absolute Wertentwicklung aufweisen können, als traditionelle Strategien. Regulatorische Vorgaben werden auch in Zukunft die Wertentwicklung klimafreundlicher Anlagen stützen. Zum anderen wirkt der zunehmend in den Mainstream der Anleger vorstoßende Trend zu einer stärkeren Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in der Geldanlage dafür, dass sich auch in den kommenden Jahren solche Strategien einer besseren (nachfragebegründeten) Wertentwicklung erfreuen dürften.
Dennoch gilt: Die konkrete Berücksichtigung von Klimarisiken in Portfolios ist ein abstraktes Problem, das sowohl bei qualitativen Fragestellungen als auch der technischen Umsetzung einer genauen Analyse bedarf. Denn nicht umsonst schwingt bei vielen Investoren weiterhin die Befürchtung mit, dass eine Ausrichtung des Portfolios auf die Pariser Klimaziele einhergeht mit einer starken Einschränkung des Investmentuniversums – beispielsweise weil einige Branchen komplett ausgeschlossen werden müssten um die Vorgaben zu erreichen – und somit der Diversifikationsgedanke und die zukünftigen Renditechancen der Anlagen deutlich vermindert würden.
Wir zeigen im Folgenden, am Beispiel des € denominierten Unternehmensanleihemarkts, dass diese Sorgen unbegründet sind. Die Integration der Pariser Klimaziele in einem € Credit Portfolio ist mit der berechtigten Erwartungshaltung der Anleger vereinbar, weiterhin diversifizierte und renditeträchtige Portfolios anzustreben.
Ziele der Fallstudie:
- Erstellung eines Muster Corporate Bond Portfolios, das im Einklang steht mit dem 1,5-Grad-Szenario des Pariser Klimaabkommens bzw. den Vorgaben der Paris aligned Benchmarks (PAB) gem. EU Verordnung – Erklären/Herleiten der PAB bzw. der Kennzahlen.
- Beantwortung der Frage, ob mit der am € Credit-Markt vorherrschenden Sektor-Struktur bei strengen CO2-Zielen überhaupt noch ein ausgewogenes Portfolio erzeugt werden kann, das sowohl stringente Nachhaltigkeitsziele als auch Diversifikation, Risiko und Renditeansprüche der Investoren erfüllt – Abweichungsanalyse zu breitem Markt.
- Ansätze für eine in die Zukunft gerichtete Analyse im Portfoliokonstruktionsprozess: Neben der Halbierung der CO2-Intensität im ersten Jahr soll auch in Zukunft der Trend zu einer geringeren Carbon-Intensität des Portfolios verfolgt werden. Die Unternehmen zu identifizieren, die in Zukunft weniger Emissionen ausstoßen und sich transformieren, sollten eine bessere Wertentwicklung aufweisen – Aufzeigen notwendiger Zusatzanalysen über PAB-Kriterien hinaus.
- Wie wäre ein 1,5-Grad-Ziel Corporate Bond Portfolio in den letzten 12 Monaten gelaufen? – Backtest.
- Ausarbeitung eines realistischem Musterportfolio (Rendite, Sektor- Rating, Laufzeitverteilung, Carbon-Intensität, Top 10 Positionen, etc…) – Musterportfolio als anschaulicher Umsetzungsvorschlag.
- Diskussion des Risikos von gestrandeten Vermögenswerten und die Notwendigkeit, sich vor dem Klima-Benchmark-Trend mit diesem Risiko im Portfolio auseinander zu setzen.
- Differenzierung bei der Fundamentalanalyse: Emittent PAB-konform oder der entsprechende (Green) Bond?