BayernInvest | Brief des Chief Investment Officers
Ausgabe 07 - Oktober 2022

Anlagechancen für den herausfordernden Winter 2022
- Konjunktureller Abschwung setzt sich fort, begleitet von hoher Inflation
- Geld- und geopolitische Unsicherheiten treiben die Kapitalmärkte
- Risikostruktur in den Portfolios wird gen neutral erhöht
- Reduktion von Kassabeständen zugunsten von Hochzins- und Nachranganleihen
- Heraufstufung des „Credit Betas“ von untergewichten auf neutral
- Hauptrisiken im Bereich der Zentralbanken, der Makro- und der Geopolitik
- Spannungen befördern weiterhin Investitionen in Nahrungsmittel-, Verteidigungs- und Energiesicherheit sowie in Infrastruktur

Nach einem denkbar schwierigen ersten Halbjahr war das dritte Quartal ebenfalls von Volatilität geprägt. Die Sommerrallye verabschiedete sich abrupt mit den weiter anziehenden Inflationsraten. Vor allem die deutlich höher als erwartet ausgefallene Kerninflation, die Energie- und Lebensmittelpreise exkludiert, zwingt die Notenbanker, einen aggressiveren geldpolitischen Kurs zu fahren, als manchen Kapitalmarktteilnehmern lieb ist. Folglich hat sich der sommerliche Optimismus an den Finanzmärkten, wonach eine wirtschaftliche Abkühlung den Handlungsdruck auf die Zentralbanken lindern könnte, verflüchtigt. Er ist der Erkenntnis gewichen, dass die Zentralbanken vorerst weiterhin aggressiv die Zinsen erhöhen werden.

Alles in allem waren die Kapitalmärkte weiterhin im Griff der Ängste rund um die Inflation, die restriktive Geldpolitik der Notenbanken, die Energiekrise in Europa und die Null-Covid-Politik in China – gepaart mit der voranschreitenden Immobilienkrise im Reich der Mitte.
Die Aktienmärkte befanden sich weiterhin im sogenannten Bärenmarkt – Territorium, das heißt, sie haben seit dem Jahreshöchststand im Januar mehr als 20 Prozent an Wert eingebüßt. Parallel hierzu legten die Renditen von Staatsanleihen weiter substanziell zu, was zu starken Kurseinbrüchen im Anleihen-Segment führte. So stiegen beispielsweise die Renditen von 10-jährigen US-Staatsanleihen auf ein Niveau nahe 4 Prozent und Renditen von 10-jährigen Bundesanleihen überschritten die Marke von 2 Prozent. Historisch betrachtet ist der Kursverfall von US-Staatsanleihen im Jahr 2022 von aktuell mehr als –17% ein neuer Negativrekord seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1900. Bei den Aktienmärkten sieht es ähnlich aus: Der Kursverfall dieses Jahr des S&P 500 mit –25% ist der viertstärkste Einbruch seit dem Jahre 1900. Einzig die Große Depression 1931, die Inflationskrise 1974 und die TMT Blase im Jahr 2002 zeigten stärkere Kurseinbrüche innerhalb dieser Kalenderjahre.
Performance der wichtigsten Finanzmärkte in Q1-Q3 2022

Obgleich wir unsere Empfehlung, Anleihen generell unterzugewichten, beibehalten haben, sprechen aus unserer Sicht vermehrt Gründe für Unternehmens-Anleihen. Durch die starke Korrektur der Unternehmensanleihen sind die Renditen auf Niveaus gestiegen, die die zugrundeliegenden Risiken überkompensieren. Dies hat uns dazu veranlasst, unsere Credit-Beta-Empfehlung von untergewichten auf neutral hochzunehmen. Wir hatten zum Jahresanfang unsere gesamten Bestände in Hochzinsanleihen, Nachranganleihen und US-Unternehmensanleihen vollständig abgebaut. Aktuell haben wir – bedingt durch das attraktive Niveau – neu Positionen im Hochzinsanleihensegment und im Nachranganleihensegment aufgenommen. Mit Renditen teils im zweistelligen Bereich bieten diese beiden Subsegmente unserer Meinung nach eine Anlageopportunität, welche wir dementsprechend antizyklisch neu mit einer Übergewichtungsempfehlung in den Portfolios aufgenommen haben. Eine Heraufstufung des gesamten Anleihenblocks auf neutral ist unserer Meinung erst sinnvoll, wenn die Inflation ihren Zenit überschreitet, was zum Jahreswechsel von uns erwartet wird. Im Zuge der sich verschlechternden Konjunkturdynamik sollte diese ökonomische Abschwächung das Überrollen der Inflation begünstigen. In einem solchen Szenario würden Anleihen wieder ihrem Diversifikationscharakter gerecht werden und dementsprechend würden wir in einem solchen Umfeld unsere Position erhöhen bzw. Staatsanleihen heraufstufen.

Basierend auf den bisher nur zum Teil diskontierten Rezessionssorgen haben wir im abgelaufenen Quartal unsere Aktienquote vorerst weiterhin auf neutral belassen, da wir davon ausgehen, dass die negativen Gewinnrevisionen noch nicht ausreichend eingepreist sind. Es ist davon auszugehen, dass im Zuge der Rezession die Gewinne für den S&P500 um gut –15% zurückkommen. In unserem konjunkturellen Basis-Szenario ist somit weiterhin ein Abgleiten der Eurozone und der USA in eine Rezession in 2023 enthalten. Dies reflektiert die derzeitigen Wachstumsrisiken sowie die zu erwartende konjunkturelle Dynamik. Im Zuge der Unsicherheiten gepaart mit neu entstandenen Anlageopportunitäten haben wir unsere Kassaquoten auf neutral zugunsten von Unternehmensanleihen reduziert und alternative Anlagen weiterhin auf Übergewichten belassen.
Die geopolitischen Risiken bleiben hoch, könnte sich der Krieg in der Ukraine doch verschlimmern und mitunter gehen andere geopolitische Spannungsfelder auf. Ferner werden die erhöhten Energiepreise und der Engpass an Energie in Europa vorerst anhalten und damit das Wirtschaftswachstum wie auch das Verbrauchervertrauen abschwächen. Innerhalb dieses Déjà-vus in volatilen Zeiten gilt es nach wie vor, bestmöglich antizyklisch zu agieren, um Opportunitäten zu nutzen.
In unserem Basis-Szenario gehen wir weiterhin von einem Abgleiten der Eurozone und der USA in eine Rezession in 2023 aus, welche billigend in Kauf genommen wird, um die Inflation zu bekämpfen. Die Zentralbanken heben ihre Zinsen im restriktiven Bereich weiter an und bauen dementsprechend ihre Bilanzen schnell ab – begleitet von überhöhter Inflation. Die hohen Inflationsraten werden uns das ganze Jahr 2022 weiter begleiten, da neben Lieferengpässen auch der Commodity-Markt in seiner Struktur Zeit benötigt, um die Ukraine-Krise zu verarbeiten. Die Situation bleibt somit angespannt und die Volatilität dementsprechend hoch. Es ist weiterhin wichtiger denn je für Anleger, das Risikomanagement im Auge zu behalten, die Portfolios gut zu diversifizieren und massive Verwerfungen antizyklisch zu nutzen, was wir mit der Neuaufnahme von Hochzinsanleihen und Nachranganleihen im Oktober vorangetrieben haben. Im Laufe des Jahres haben wir während der massiven Marktschwankungen erfolgreich Put-Absicherungen eingesetzt. Es ist wichtig darauf zu achten, im Portfoliokontext gute Risiken zu nehmen.
Für den Anleihenbereich bedeutet dies folgendes:
Im Fixed-Income-Segment können Anleger erste attraktive Erträge erwarten, weswegen wir unser Credit Beta auf neutral angehoben haben und innerhalb der Unternehmensanleihen neu Hochzinsanleihen (High Yields) und Nachranganleihen von Untergewichten auf Übergewichten hochgestuft haben. Eine generelle Untergewichtung des Anleihenblocks macht vorerst weiterhin Sinn. Innerhalb der neu neutral eingeschätzten Unternehmensanleihen raten wir unseren Anlegern zu mittleren Laufzeiten mit Focus auf High Yield Anleihen, Nachranganleihen und Schwellenländeranleihen, da durch die starke Kurskorrektur die Rendite-Niveaus die zugrundeliegenden Risiken überkompensieren. Staatsanleihen vervollständigen das Portfolio als hochliquide Anlageinstrumente und stabiler Anker in zunehmend volatilen Marktphasen und mit zunehmender Attraktivität. Der Staatsanleihenblock bleibt jedoch vorerst untergewichtet.
Für die Aktienmärkte bedeutet dies weiterhin ein gemischtes Bild, da die Werttreiber sich weiter durch die konjunkturelle Abkühlung abschwächen. Die Aktienmärkte bleiben somit vorerst unter Druck und der Kapitalmarkt preist eine Abschmelzung der Gewinne von bisher nur 10 Prozent ein.

Betrachten wir unsere drei möglichen Szenarien, dann zeigt sich bei unserem Basisszenario weiterhin ein mögliches Gewinnpotential gen 225 USD für den S&P 500 in 2023. Bei einem durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis von 16,5 ergibt sich somit im Basisszenario ein mögliches Index-Niveau von 3710 Punkten für den S&P 500. Sofern sich die Rezession stärker als erwartet entwickelt, haben wir eine Gewinnerwartung von 190 USD für den S&P500. Alles in allem beginnt der Aktienmarkt erste attraktive Niveaus zu erreichen, sofern die Zinsen jedoch weiter anziehen, schmilzt die Aktienrisikoprämie vorerst ab. Im Zuge des stark negativen Investoren-Sentiments gepaart mit historisch hohen Kassaquoten und einem möglichen Überrollen der Inflation sollten die Aktienmärkte im vierten Quartal eine Bodenbildung erfahren. Durch die teilweise eingepreiste Rezession und die damit einhergehenden teils attraktiven Bewertungen im Zuge der abschmelzenden Gewinnerwartungen sehen wir mittelfristig Potential für die Aktienmärkte. Wir gewichten den Aktienblock neutral in unserer Asset Allokation. Unsere Priorisierung liegt auf nachhaltigen substanzstarken robusten Aktien, hier vor allem auf US-Aktien, da diese uns im Portfoliokontext eine USD-Komponente hinzufügen. Die konjunkturellen Aussichten für Europa haben sich leider weiter verschlechtert und die Unsicherheiten haben zugenommen. Deutschland kämpft mit einer nachhaltigen Energie- und Gasversorgung, was für den Industriestandort negative Folgen hat. All die Herausforderungen führen dazu, dass wir europäische Aktien weiterhin untergewichten und unsere Priorisierung auf Schwellenländer sowie amerikanische Aktien beibehalten.
Der Bereich Alternative Investments bleibt weiterhin ein attraktiver Portfolioblock innerhalb unserer Asset Allokation. So bieten Alternative Anlagen Diversifikationseigenschaften, die der Portfolio-Robustheit zugutekommen. Darüber hinaus bieten diese Anlagen attraktive risikoadjustierte Renditen. In diesem Bereich raten wir weiterhin zu physisch hinterlegtem Gold als Investment, genauso wie zu Infrastruktur- und zu Immobilien-Investments, obgleich es hierbei gilt, selektiver zu sein (siehe hierzu das Sonderthema zum Häusermarkt in den USA).
Zusammenfassend erwarten wir für das laufende Jahr 2022 folgende Entwicklungen und Trends:
- Die Wirtschaftsdynamik kühlt sich weiter massiv ab. Unser Basis-Szenario fußt auf einem schwachen Wachstumsumfeld in 2022 und einer darauffolgenden Rezession in 2023 begleitet von überhöhter Inflation in einem Umfeld der restriktiven Geldpolitik.
- Die kurzfristigen Zinsen werden in der Eurozone vorerst weiter anziehen. Im Kampf gegen die Inflation wird die EZB als Währungshüter die Zinsen weiter anheben. Es ist davon auszugehen, dass die EZB zum Jahreswechsel gen 2,50% gehen wird und die US-Notenbank gen 4,50%. Die Zinsen am langen Ende werden sich tendenziell in das Jahresende hinein stabilisieren, was insbesondere durch die konjunkturelle Abkühlung und die Aussicht auf überrollende Inflationsraten begründet ist.
- Im Zuge der gestiegenen Zinsen und der stark ausgeweiteten Credit-Spreads sind Unternehmensanleihen neu auf neutral von uns hochgestuft worden. Die Attraktivität von Hochzinsanleihen, Nachranganleihen und Schwellenländeranleihen kompensiert die zugrundeliegenden Risiken mit teils zweistelligen Renditen über und führt damit neu zu einer Übergewichtungsempfehlung.
- Risikoanlagen und damit Aktien bleiben zwar relativ attraktiver als Staatsanleihen, können sich jedoch dem wandelnden Umfeld einer geldpolitischen Divergenz nicht entziehen und bleiben weiterhin höchst volatil.
- Für unsere Kundenportfolios empfehlen wir eine leicht geringere Risikostruktur im Vergleich zur Benchmark mit Fokus auf nachhaltigen Substanzaktien unter selektiver Beimischung von sicherheitsorientierten Anlagesegmenten wie Staatsanleihen, Gold, Kasse und Alternativen Anlagen.
- Für die Asset Allokation sollte dementsprechend eine leicht defensive Risikoallokation angestrebt werden mit dem Ziel, diese gen neutral zu erhöhen. Der Schwerpunkt auf Qualitäts- und Substanzaktien aus Schwellenländern und den USA sollte erhalten bleiben. Auf der Anleiheseite raten wir zu mittleren bis langen Laufzeiten unter Beimischung von Hochzins-, Nachrang- und Schwellenländeranleihen, welche vor dem Hintergrund der interessanten Bewertungen und dem attraktiven Coupon sinnvoll erscheinen. Ferner raten wir dazu, eine Kassaquote im mittleren einstelligen Bereich vorzuhalten, um weiterhin antizyklisch Opportunitäten nutzen zu können.
- Alternative Anlagen vervollständigen unser Portfolio dank ihres Diversifikationscharakters und ihrer attraktiven Ausschüttungen.
SONDERTHEMA: Wird der Immobilienmarkt in den USA kollabieren?
Nach der starken Entwicklung der Preise im US-Wohnimmobilienmarkt in den vergangenen beiden Jahren scheint sich langsam ein Hangover einzustellen. Aufgrund höherer Hypothekenzinsen ist die Anzahl an Transaktionen neuer sowie bestehender Eigenheime seit Jahresbeginn im freien Fall. Die von NAR (National Association of Realtors) gemeldeten Verkäufe im August sind im Jahresvergleich um 19,9 % zurückgegangen. Das Verhältnis vom Angebot an zu verkaufenden Einfamilienhäusern zu den verkauften Häusern ist von historisch niedrigen 3,4 auf 8 angestiegen. Im Tiefpunkt der Finanzkrise hatte die Ratio 12 erreicht. Zusätzlich ist die Anzahl an Baubeginnen auf die Rekordzahl von 1,702 Millionen Einheiten hochgeschnellt, weshalb es insbesondere in Kombination mit den rückläufigen Verkaufszahlen wahrscheinlich ist, dass die Hausbauer in den nächsten Monaten einen starken Anstieg des fertiggestellten Inventars sehen werden. Dies wird die Preise für neue Eigenheime unter Druck bringen.
Interessanterweise liegt die Anzahl der neu zum Verkauf gelisteten Häuser unterhalb der Niveaus der Vorjahre. Im Vergleich zu 2021 sind die neuen Listings sogar um 17% gefallen. Aufgrund des hohen Anteils fixer Hypothekenfinanzierungen und der noch starken wirtschaftlichen Lage in den USA sind die Haushalte nicht gezwungen, Notverkäufe durchzuführen. Dies unterscheidet sich stark von der Immobilienkrise 2007/08, als viele Hausbesitzer zum Verkauf gezwungen waren, als die variablen Zinsen angestiegen sind und sie sich die monatliche Rate nicht mehr leisten konnten. Die aktuelle Situation ähnelt also eher der Zeit von 1980, als die Zinsen ebenfalls schnell angestiegen sind.
Dass die Immobilienpreise in den USA fallen werden, ist mittlerweile Konsensmeinung. Allerdings stellt sich die Frage, wie stark der Häusermarkt korrigieren wird. Derzeit liegt der Medianverkaufspreis eines neuen Einfamilienhauses bei 440.300$. Dies entspricht dem Achtfachen des jährlichen Einkommens pro Kopf. Seit den 1960er Jahren haben die Häuserpreise zwischen dem Sechs- und Achtfachen des Einkommens pro Kopf gehandelt. Aktuell befinden sich die Preise also am oberen Ende der Bewertungsspanne. Der Mittelwert beträgt 6,9 Jahreseinkommen. Wenn dieser als fairer Preis angenommen wird, ergibt das bei einem Einkommen in Höhe von 60.240$ in 24 Monaten 414.150$ als fairen Häuserpreis. Dies impliziert einen Fall der Immobilienpreise um 6%. Weil das nominale Einkommen pro Kopf auch in konjunkturell schwierigen Phasen sehr robust ist, wurde bei der Berechnung für die nächsten 24 Monate ein jährlicher Anstieg von 4,3% berücksichtigt, dies entspricht dem durchschnittlichen Wachstum der Einkommen seit der Jahrtausendwende. Aktuell steht das Einkommen pro Kopf bei 55.348$.

Da das Verhältnis von Häuserpreisen zum Einkommen zu Übertreibungen neigt, wäre es in Anbetracht des historischen Zinsschocks auch möglich, dass die Ratio unter den Mittelwert fällt und erst zwischen 6 und 6,25 einen Boden findet. Ein 6,25 Multiple impliziert einen Häuserpreis in Höhe von 376.500$, was einem Preisrückgang von 14% zum aktuellen Niveau entsprechen würde.
In den nächsten 12 bis 24 Monaten ist also ein Preisrückgang zwischen 6 und 14% zu erwarten. Um wie viel die Immobilienpreise in den USA tatsächlich korrigieren werden, hängt stark von der Zinspolitik der FED ab. Je früher diese die Zinserhöhungen beendet, desto geringer wird der Schaden im US-amerikanischen Häusermarkt sein.

Die Korrektur der Häuserpreise steht unmittelbar bevor, was bereits an der Dynamik der YoY-Veränderung des Case-Shiller US Home Price Index ersichtlich wird. Dieser hat im Februar 2022 mit knapp 21% Anstieg seinen Peak erreicht und ist seitdem auf 13% zurückgefallen.
Weil die Mieten den Preissteigerungen der Immobilien mit ungefähr 12-monatiger Verzögerung folgen, dürfte der kommende Rückgang der Immobilienpreise positive Auswirkungen auf die Inflationsentwicklung in den USA haben. Während dies am CPI Urban Consumers Owners Equivalent Rent noch nicht ersichtlich ist, weist der Zillow Rent Index bereits einen nachlassenden Preisdruck auf. Im letzten CPI Print Shelter und Rent mit 6,3% einer der größten Preistreiber war, somit ist die Entwicklung des Zillow Rent Index positiv für die generelle Inflationsentwicklung einzuordnen.
Da die Dynamik am Immobilienmarkt auf deutlich niedrigere Inflationszahlen in den nächsten 12 Monaten schließen lässt, empfiehlt es sich, US-Treasuries aufzubauen, denn mit einem Rückgang der Inflationsraten werden auch die Renditen der Staatsanleihen fallen. Da Treasuries und Bunds hochkorreliert sind, lässt sich ebenfalls eine Kaufempfehlung für deutsche Staatsanleihen ableiten.
Die Portfolioveränderungen unserer Hausmeinung basieren auf dem BayernInvest Investmentansatz mit den drei Säulen:

Veränderungen an den Kapitalmärkten werden situativ und fortlaufend im BayernInvest Investmentansatz berücksichtigt. Im Kern unseres Ansatzes streben wir eine solide Rendite basierend auf dem Fokus auf nachhaltigen robusten Substanzanlagen an.
Im Zuge der aktiven Bewirtschaftung unserer robusten Kernstrategie im Portfolio haben wir unser Credit-Beta von untergewichten auf neutral erhöht. Die Neuaufnahme von High Yield Anleihen und deren Hochstufung auf übergewichten zusammen mit der Neuaufnahme von Nachranganleihen und deren Hochstufung auf ebenfalls übergewichten erhöht die Einkommensstruktur der Portfolios deutlich. Die Ausweitung der Spreads hat zu Renditen auf Verfall von rund 10% für Hochzinsanleihen geführt, welche – sofern das Basisszenario greift – einer möglichen Ausfallwahrscheinlichkeit von 3,8% gegenüberstehen. Diese Rendite überkompensieren die zugrundeliegenden Risiken deutlich. Selbst mit einem Worst-Case-Szenario, bei welchem laut Moody´s die Ausfallwahrscheinlichkeit mit einer angemessenen Recovery Rate gen 11,9% geht, scheint der Zeitpunkt attraktiv, um eine solche Position neu ins Portfolio aufzunehmen. Gleiches gilt für Nachranganleihen, bei denen besonders AT1-Anleihen (CoCo Bonds bzw. Contingent Convertible Bonds) mit Renditen auf Verfall ebenfalls um die 10% auffallen.
Unser Anlageansatz wird zudem über aktives Opportunitätsmanagement in Form einer aktiven antizyklischen taktischen Asset Allokation ergänzt. Wir gehen davon aus, dass besonders Europa mit den Sanktionen, dem Gasmangel und den wirtschaftlichen Folgen zu kämpfen haben wird. Wir haben dementsprechend die Position in Europa über Long Put-Optionen zusätzlich opportunistisch und antizyklisch bewirtschaftet, da die zwischenzeitlichen attraktiven Volatilitätsniveaus eine antizyklische Absicherung attraktiv machten. Diese Absicherungen wurden teils gerollt und erfolgreich mit Gewinn realisiert.
Da wir mit unserem Anlageansatz auch aktives Risikomanagement betreiben, die Erwartungen am Kapitalmarkt ständig hinterfragen und unsere Sensitivitäten dementsprechend kontinuierlich überprüfen, haben wir unsere Portfolios vor dem Hintergrund einer möglichen harten Rezession um einen Tail Event Put angereichert. Diese bis ins nächste Jahr laufende Put Option gibt uns die Möglichkeit, das Portfolio konvexer gegenüber stärker als erwarteten Rückschlägen abzusichern, sofern dieses Worst Case Szenario eintritt.
Wir versuchen dementsprechend, über alle drei Säulen des BayernInvest-Investmentansatzes unserer ausgewogenen nachhaltigen Substanz-Strategie, eine attraktive Rendite für unsere Kunden zu generieren.
Fazit
Für das letzte Quartal des Jahres 2022 erwarten wir, dass sich das Wachstum weiter abschwächt. Unser Basis-Szenario geht ebenfalls weiterhin von einem langanhaltenden Konflikt in der Ukraine aus, welcher die konjunkturelle Verlangsamung hinein in eine Rezession ebenfalls belastet. Die Aktienmarktrenditen haben auf dieser Basis mittelfristig positives Potential. Für unsere Anlagestrategie bedeutet dies, dass wir unsere ausgewogene, neutrale, risikoreduziert ausgerichtete Asset Allokation kürzlich antizyklisch verstärkt haben durch den Zukauf von Hochzinsanleihen und Nachranganleihen, welche bisher nicht im Portfolio reflektiert waren. Die weiterhin zu erwartende Volatilität an den Märkten wird im Börsenjahr 2022 weiterhin Opportunitäten bieten, die wir bestmöglich antizyklisch ergreifen werden, so wie die kürzliche Heraufstufung im Oktober von Hochzins- und Nachranganleihen. Wir werden dementsprechend aktiv und antizyklisch innerhalb unserer verantwortungsvollen nachhaltigen Anlagestrategie agieren, die neben der Integration von Nachhaltigkeitsaspekten (Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung) über aktives Engagement auch Aspekte des wirkungsorientierten Anlegens einbindet.
Die Hauptrisiken sehen wir im Bereich der Zentralbanken, der Geopolitik und der Makropolitik, gepaart mit Unsicherheiten seitens der noch zunehmenden Inflationswellen und die damit einhergehenden Veränderungen am Zinsmarkt.
Das volatile Marktumfeld wird bestehen bleiben. Unsere Portfolios sind entsprechend robust ausgerichtet. Somit tragen wir dem aktuellen Umfeld bestmöglich Rechnung. Für den Rest des Jahres 2022 haben wir unsere Risikostruktur in den Portfolios auf neutral erhöht, um eine Balance zwischen Risiko und Chance zu gewährleisten. Wir sind risikobewusst investiert und beobachten die Veränderungen sehr genau, um gegebenenfalls antizyklisch zu agieren.


Veranstaltungshinweis
Am Donnerstag, 27. Oktober 2022, findet von 14 bis 15 Uhr der nächste CIO Corner statt, mit Daniel Kerbach, CIO BayernInvest, und Dr. Jörg Marienhagen, Fondsmanager und ESG-Investment-Stratege. Im einstündigen Webinar analysieren die beiden Experten die Marktlage angesichts der aktuellen finanz- und geopolitischen Entwicklungen.
Kapitalmarktausblick
- Markt- und Performance-Update
- Einfluss der aktuellen geopolitischen Lage
- Strategische Asset Allocation der BayernInvest, um an globalen Risikoprämien zu partizipieren und in aversen Marktphasen defensiv aufgestellt zu sein
Schwerpunktthema: ESG-Integration
- Über welche unterschiedlichen Strategien kann die Integration von Klimadaten in den Investmentprozess erfolgen?
- Welche nachhaltigen Opportunitäten erschließen sich auf der Renditeseite?
- Und welche Möglichkeiten gibt es umgekehrt, um Nachhaltigkeitsrisiken zu minimieren?
Wir freuen uns über Ihre Anmeldung bis Dienstag, 25. Oktober 2022.
Alle Informationen zur Veranstaltung und Anmeldung finden Sie hier.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr CIO Daniel Kerbach
Diese Unterlage wurde auf Grundlage von nach Ansicht der BayernInvest Kapitalverwaltungsgesellschaft (BI) als zuverlässig und genau geltenden Quellen erstellt, ohne dass die BI eine Gewähr für Vollständigkeit und Richtigkeit dieser Quellen übernimmt. Aus der in dieser Präsentation gemachten Angaben kann keine verbindliche Aussage über künftige Wertentwicklungen gemacht werden. Die Unterlage wurde von der BI nach bestem Wissen und Gewissen erstellt, ohne dass eine Gewähr für Vollständigkeit und Richtigkeit übernommen wird. Sie soll lediglich als allgemeine Information dienen und gibt das Meinungsbild der BI wieder. Die geäußerten Ansichten können je nach Markt- und anderen Bedingungen jederzeit Veränderungen unterliegen. Die BI übernimmt keine Gewähr dafür, dass sich Länder, Märkte oder Branchen wie erwartet entwickeln. Investitionen enthalten Risiken, bspw. politische und währungsbedingte Risiken. Die Rendite und der Wert der zugrundeliegenden Anlagen können sinken oder steigen und können zu einem vollständigen Verlust des eingesetzten Kapitals führen. Die BayernInvest haftet nicht für den Eintritt einer bestimmten Performance der Anlage. Soweit die Präsentation eine Angabe einer Performance eines von der BI verwalteten Fonds enthält, ist die Performance nach BVI-Methode berechnet. Bei Bruttoperformance werden die auf Fondsebene anfallenden Kosten (z.B. Verwaltungsvergütung, Prüfungskosten, Trading Kosten etc.) nicht, bei Nettoperformance werden die auf Fondsebene anfallenden Kosten berücksichtigt. Die auf Kundenebene anfallenden Kosten (Ausgabeaufschlag, Depotkosten etc.) sind in der angegebenen Performance nicht berücksichtigt. Bei einer Anlage in Publikumsinvestmentvermögen sind die im Verkaufsprospekt beschriebenen Regelungen maßgeblich. Die Haftung der BI beschränkt sich auf Vorsatz und grobe Fahrlässigkeit. Im Falle der Verletzung von Kardinalpflichten haftet die BayernInvest auch für einfache Fahrlässigkeit. In diesen Fällen ist die Haftung jedoch auf den typischen und vorhersehbaren Schaden beschränkt. Die Haftungsbeschränkung gilt neben dem Empfänger dieses Dokuments auch gegenüber Dritten, die dieses Dokument möglicherweise prüfen oder Informationen hieraus verwenden. Die Beschränkung der Haftung bezieht sich auf sämtliche Verluste sowie unmittelbare Schäden und Folgeschäden. Die Präsentation beinhaltet weder eine persönliche anleger- und objektgerechte, bzw. steuerliche oder rechtliche Beratung. Diese Präsentation richtet sich an „Professionelle Kunden“ und „Geeignete Gegenparteien“, nicht aber an „Privatkunden“ im Sinne des § 67 WpHG. Es wird darauf hingewiesen, dass diese Präsentation in Folge dessen nicht die Vorgaben der BaFin im Hinblick auf Informationen durch Kapitalverwaltungs- und Wertpapierhandelsgesellschaften gegenüber Privatkunden erfüllt.