CIO Marktanalyse

24. Februar 2022

Die globalen Aktienmärkte haben in den vergangenen Wochen stark korrigiert. Die Korrektur beschleunigte sich durch den Einmarsch Russlands in die Ukraine. Wie wir in unserem CIO Flash Ende Januar geschrieben hatten, ist das Déjà-vu in volatilen Zeiten in vollem Gange. Im Allgemeinen sind diese Marktkorrekturen basierend auf geopolitischen Eskalationen kurzlebig, sofern das Event auch stattfindet und sich nicht über verschiedene Etappen hinzieht. Die Ausmaße der aktuellen Entwicklung finden in Europa statt und sind in ihren Dimensionen noch nicht vollends absehbar.

Was hat sich verändert?

Der russische Präsident Putin gab heute Morgen den Befehl zur Militärinvasion in die Ukraine. Für Putin sei eine rote Linie überschritten worden. Obgleich die militärische Aktion von russischer Seite als Unterstützung der beiden neuen Volksrepubliken Luhansk und Donbass beschrieben wird, kommt sie doch einer Kriegserklärung an die Ukraine gleich. Putin versicherte, er habe kein Interesse an der Okkupation der Ukraine, aber die militärischen Aktionen zeigen ein anderes Bild. Es ist somit davon auszugehen, dass Russland weitere Schritte in Richtung Kiew unternehmen wird. In Anbetracht der kriegerischen Eskalation wird der Westen die Sanktionen verschärfen. Biden hatte bereits erste Sanktionen mit Europa angekündigt und wird diese nun wie erwartet verschärfen. So darf Russland unter anderem keine neuen Staatsschulden in US-Dollar aufnehmen und wird von der westlichen Finanzierung abgeschnitten. Diese Sanktionen werden nun deutlich verschärft. Es ist davon auszugehen, dass die zunehmende Unsicherheit im Russland-Ukraine-Konflikt für weiterhin hohe Schwankungen an den Börsen sorgt. Betrachtet man jedoch den Verlauf solcher Krisen, dann liegt der Schluss nahe, dass diese geopolitischen Spannungen einen limitierten Einfluss auf die globalen Volkswirtschaften haben werden. Einzig die Energiemärkte – allen voran der Öl- und Gasmarkt – werden durch entstehende Engpässe zusammen mit einem hohen geopolitischen Preisaufschlag weiter für Inflationsdruck sorgen.

Wie reagieren die Märkte auf die aktuellen Ereignisse?

Das Sentiment ist im Allgemeinen bereits sehr fragil gewesen und die Volatilitäten sind massiv gestiegen. So haben die Aktienmärkte wie der S&P500 gut -10% korrigiert, ähnlich wie der Eurostoxx50, welcher ebenfalls gut -10% seit Jahresanfang korrigiert hat und auch die asiatischen Märkte korrigierten, wenn auch deutlich weniger, mit -3%. Parallel hierzu haben sogenannte „Safe Haven“--Anlagen gewonnen. So stieg der Goldpreis um gut 6% und Staatsanleihen konnten ebenfalls kürzlich wieder deutlich zulegen. Darüber hinaus legte vor allem der Ölpreis um fast +30 %zu und die russischen Börsen brachen um über -50% ein. Insbesondere im Credit-Markt zeigt sich in der aktuellen Situation eine abnehmende Markttiefe, die in deutlichen Ausweitungen der Risikoaufschläge und geringerer Marktliquidität zum Ausdruck kommt.

Da das Marktsentiment aktuell sehr negative Niveaus erreicht hat, spricht viel für eine Stabilisierung der Kapitalmärkte in naher Zukunft, zumal die befürchtete Invasion der Ukraine nun stattfindet.

Wie haben wir in der aktuellen Situation reagiert und was raten wir unseren Kunden?

In Erwartung einer sich zuspitzenden Situation in der Ukraine haben wir bereits in den letzten Wochen Credit-Risiken zugunsten höherer Kassequoten abgebaut und unsere starke Goldposition in den Portfolien erneut erhöht. Durch den Einmarsch in die Ukraine haben wir uns heute entschlossen, den Gold-Schritt zu reversieren und die Gewinne aus dieser taktischen Erhöhung mitzunehmen. Wir bleiben jedoch konstruktiv auf Gold und raten weiterhin zu einer starken Gewichtung des Edelmetalls in den Portfolien.

Ferner haben wir einen Teil unseres Aktienübergewichts mit der Hilfe von Eurostoxx50-Futures abgesichert. Aufgrund des Einmarsches Russlands in die Ukraine und der stark negativen Marktreaktion schließen wir diese erfolgreich durchgeführte taktische Absicherung und gehen zurück auf eine einfache Übergewichtung unserer Aktienquote. Obgleich wir nur in Schwellenländern bzw. vor allem in Asien übergewichtet sind, raten wir weiterhin dazu, europäische und amerikanische Aktien neutral zu gewichten.  

Während die geldpolitischen Divergenzen noch anhalten dürften und dementsprechend für weitere Volatilität sorgen werden, sehen wir für die Kapitalmärkte weiterhin positives Potential für das aktuelle Jahr. Im Bereich der Unternehmensanleihen raten wir dazu – wo unter Risikotragfähigkeitsaspekten möglich – Bestände zu halten.

Was sollten Anleger im aktuellen Umfeld beachten?

Wir bleiben für die Aktienmärkte konstruktiv und erwarten ein gut zweistelliges Gewinnwachstum, was ein Potential für den S&P500 gen 5000 Punkten mit sich bringt. Wir gehen davon aus, dass die
US-Notenbank die am Markt bestehenden Sorgen einer zu schnellen Straffung der Geldpolitik nicht weiter befeuert. Weiterhin ist anzunehmen, dass die Zentralbanken und Regierungen im aktuellen Umfeld eher mit unterstützenden Maßnahmen reagieren werden. So gehen wir nicht davon aus, dass die europäische Zentralbank im aktuellen Jahr eine Zinserhöhung plant. Ferner wird in der aktuellen Lage, in welcher der Markt Stagflationsszenarien preist, bei der US-Notenbank ebenfalls nicht mit massiven Zinsschritten zu rechnen sein. Wir bleiben bei der Annahme von 3 Zinsschritten in 2022.

Ferner bieten sich Alternative Investments an wie zum Beispiel Commodities, welche durch die geopolitischen Spannungen weiter profitieren sollten, ähnlich wie unsere Empfehlung für inflationsgeschütze Anleihen, welche wir ebenfalls übergewichten. Gold, Energy und inflationsgeschütze Anlagen sollten somit in der Gunst der Anleger ähnlich wie Energietitel vorerst weiter profitieren und dienen teilweise als geopolitischer „Hedge“ im Portfolio.

Darüber hinaus empfiehlt es sich, bei den aktuellen Rücksetzern Opportunitäten zu nutzen, um nachhaltige substanzstarke Investitionen und Themen hinzuzukaufen. So haben Klimastrategien ähnlich wie Substanztitel und Infrastrukturaktien, aber auch asiatische Schwellenländeranleihen teils attraktive Levels erreicht, um diese antizyklisch aufzustocken bzw. es ist sinnvoll, diese Positionen aktiv zu rebalancen.

Wir begleiten die aktuellen Veränderungen und Marktgegebenheiten sehr eng, um im Falle einer strukturellen Verschlechterung der konjunkturellen Situation, ggf. ausgelöst durch eine zu schnelle und restriktive Geldpolitik der Notenbanken, aktiv zu agieren. In Anbetracht unserer Erwartung, dass der Markt zwischen einem Stagflations- und Reflationsszenario schwankt, raten wir dazu, möglichst antizyklisch zu handeln. Anleger sollten breit diversifiziert bleiben und die langfristige Perspektive nicht aus den Augen verlieren. So bleiben Anleger im Falle einer Entspannung der geopolitischen Lage gut vorbereitet, um von dieser zu profitieren.



Mit freundlichen Grüßen
Ihr CIO Daniel Kerbach

Daniel Kerbach


Daniel Kerbach,
Chief Investment Officer
Head Investment Management


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